Truhen, Kästchen und Kästchenbeschläge
Im Zusammenhang mit der Frage nach den Kästchen mit Schloß hier noch ein paar Hinnweise zu Kästchen und Kästchenbeschlägen:
Besonders hilfreich dabei:
INSTRUMENTUM - 17) FURNITURE
http://www.gaulois.org/instrumentum/17A.HTM
St. Berke, Mit Knochen verziertes Kästchen, in G. Hellenkemper Salies et al. (dir.), Das Wrack. Der antike Schiffsfund von Mahdia, Köln 1994, 709-713.
D. Gáspár, Kästchenbeschläge und Kästchenbestandteile aus dem Komitat Fejér, Alba Regia XXVI, 1997, 75-82.
K. Kaus, S. Welz, Rekonstruktion eines römischen Kästchens aus Müllendorf.Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, 96, 1996, 127-131.
M. Kemkes, Zwei römische Truhenbeschlagsätze aus der villa rustica von Eigeltingen-Eckartsbrunn, Kr. Konstanz (D). In : S.T.A.M. Mols et al. (dir.), Acta of the 12th International Congress on Ancient Bronzes (Nijmegen 1992), Provincial Museum G.M. Kam, Amersfoort-Nijmegen 1995, 389-396.
R. Ludwig, Beschläge eines Kästchens mit Schiebedeckel aus Sontheim/Brenz. In : Akten der 10. Tagung über antike Bronzen, Freiburg 1988 (Forsch. und Ber. zur Vor- und Frühgesch. in B.-Würt., 45), Stuttgart 1994, 265-268.
E. Riha, Kästchen, Truhen, Tische. Möbelteile aus Augusta Raurica (Forsch. Augst 31), Augst 2001.
I. Sivek, Die Kästchenbeschläge aus Emona. In : S.T.A.M. Mols et al. (dir.), Acta of the 12th International Congress on Ancient Bronzes (Nijmegen 1992), Provincial Museum G.M. Kam, Amersfoort-Nijmegen 1995, 423-425.
Gisela Zahlhaas, Römische Kästchenbeschläge. Bayerische Vorgeschichtsblätter 65, 2000, 143-154, Taf. 18.
Letzteren Aufsatz habe ich gerade vor mir liegen. Eine schöne und hilfreiche Zusammenfassung, in der nicht nur eine Menge weiterer Literatur in den Anmerkungen genannt wird (bes. 146 Anm. 8.), sondern auch verschiedene Kästchen unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Typs in vielfältiger Funktion kurz beschrieben werden.
[Autor: Roman Grabolle]
Hier noch eine germanische Frau aus der 2. Hälfte des 3. Jh. mit Schmuckkästchen mit Silberblechbeschlägen und zwei Schlüsseln, aber ohne Schloß: die “Fürstin” von Haßleben.
Sigrid Dušek, Eine germanische Fürstin beschäftigt die Forschung - das Fürstengrab von Haßleben. In: Sigrid Dušek (Hrsg.), Ur- und Frühgeschichte Thüringens. Ergebnisse archäologischer Forschung in Text und Bild (Stuttgart 1999) 120-122.
http://www.beier-beran.de/f_komm.html?blatt/t06/t06_07.html
Hier weitere Literatur.
Viele Grüße
Krtek
[Autor: Roman Grabolle]
Aus:
Titel: Edel und Frei - Franken im Mittelalter / hrsg. von Wolfgang Jahn …
Sonst. Personen: Jahn, Wolfgang
Erschienen: Stuttgart : Theiss, 2004
Umfang: 352 S. : Ill., Kt. ; 297 mm x 205 mm
ISBN: 3-8062-1871-4 *Hl. : EUR 24.90, CHF 43.70
http://www.franken-im-mittelalter.de/
http://www.theiss.de/ktv/detail.php?titelnr=809
S. 128 Kat-Nr. 22 (Arno Rettner)
In spätrömischer Tradition stehen Holzschatullen mit verzierten Beschlägen aus Bronzeblech. Vornehme fränkische Damen des 6. Jahrhunderts bewahrten darin ihre Amulette, Spielsteine, Geräte oder Wertgegenstände auf.
Holzkästchen mit Beschlägen
Aus reich und qualitätvoll ausgestatteten Frauengräbern - darunter die bekannte fränkische Adelsgrablege unter dem Kölner Dom - ist eine Gruppe von Holzkästchen mit bronzeblechverkleideter Schauseite bekannt, die bislang rund 40 Exemplare umfasst. Drei davon stammen aus Franken (neben den gezeigten Funden noch Bruchstücke aus Sulzheim bei Schweinfurt). Die Machart dieser Schatullen lässt sich aus erhaltenen Überresten gut rekonstruieren: Auf einem Kasten von etwa 25 x 15 cm Größe, der aus Birken- oder Lindenholz zusammengefügt war, saß demnach stets ein 5-6 cm hoher Deckel, den eiserne Scharniere an der Rückwand des Kastens fixierten. In der Mitte des Deckels befand
sich ein Griff. Öffnen konnte man das Kästchen mit einem Hakenbartschlüssel, der zu diesem Zweck in ein Federschloss zu stecken war (vgl. Rekonstruktion von Eußenheim). Zahlreiche Bronzestifte hielten auf der Schauseite ein oder mehrere Zierbleche, die in Punz- und Treibarbeit dekoriert waren.
Als Inhalt sind im Fall von Zeuzleben nachgewiesen: ein Spinnwirtel, ein menschlicher Backenzahn und ein Spielstein - Symbole für die Lebensbereiche des Haushandwerks (Spinnen und Weben), des Aberglaubens und der Freizeitbeschäftigung (Brettspiel). Im Kästchen von Eußenheim lagen eine Schere, drei Tierzähne und weitere Altstücke (keltische Fibel, römisches Gefäßfragment, Glasscherbe) sowie eine Glasperle und zwei Kieselsteine. Andernorts wurden auch Kosmetika und Schmuck aufbewahrt.
Die in fränkischen Gräbern gefundenen Kästchen haben sich kontinuierlich aus spätrömischen Formen entwickelt. Bleche aus der Zeit um 500 ähneln durch einzelne Punzmotive, wie Säulchen und Sternen, oder durch Glaseinlagen noch ihren römischen Vorgängern, von denen man ferner die großen, über Model getriebenen
Kreismedaillons übernahm. Vermutlich haben Romanen - also Nachfahren der römischen Provinzbevölkerung - auch die hier gezeigten Kästchen des 6. Jahrhunderts fabriziert, und zwar in Werkstätten des Rheinlands (Köln, wohl auch Mainz); dort fanden die Produkte schließlich fränkische Abnehmerinnen und über diese gelangten sie bis an den Main. Seltenheitswert besitzt der Deckelbeschlag aus Eußenheim Grab 29 aufgrund seiner figürlichen Darstellung von Mischwesen, halb Stier, halb Meeresungeheuer. Eine solche „Bestie“ kommt im Mythos von Merowech vor, den der fränkische Geschichtsschreiber Fredegar im 7. Jahrhundert überliefert hat: Demnach sei der Namen gebende Ahn der Merowingerkönige von solch einem göttlichen Monster gezeugt worden.
A. R.
a) Schmuckkästchen mit Bronzeblechbeschlägen
Mittleres 6. Jahrhundert
Fundort: Zeuzleben, Gde. Werneck. Lkr. Schweinfurt, Grab 25
Schauseite 25,5 x 19,8; Rekonstruktion von Originalteilen auf Plexiglas
Archäologisches Museum Bad Königshofen im Grabfeld/Sammlung Fridolin Beßler, Zeuzleben (Z 25,13)
Umzeichnung: Vera Mika, Augsburg
b) Figürlich verziertes Bronzeblech eines Kästchendeckels
6. Jahrhundert
Fundort: Eußenheim, Lkr. Main-Spessart, Grab 29
Bronzeblech, ca. 18,5 x 5,5; dazu rekonstruiertes Kästchen aus Birkenholz, ca. 18 x 18 x 18 Rekonstruktion: Alfred Müller Archäologische Staatssammlung München (2003,4001 bzw. 4021)
Lit.: Martin, Gräberfeld von Basel-Bernerring, S. 98-101; Pescheck, Reihengräberfunde, S. 31-33; Koch, Gräberfeld bei Pleidelsheim, S. 240-245.
[Autor Roman Grabolle]
Ein Kästchen (Schmuckkästchen) des Gräberfeldes Wederath (Ende 1. Jh.) gibt es in
Haffner (Hrsg.): Gräber - Spiegel des Lebens, Mainz 1989
Im Gräberfeld Lamadelaine (gehörte zum Oppidum Titelberg) in Luxemburg sind Beschläge von Truhen vorhanden (Zeitstellung: Ende 1. Jh v. - Mitte 1. Jh. n.)
Lit: Metzler-Zeuz/ Metzler/ Meniel et al.: Lamadelaine - une nécropole de l’oppidum du Titelberg. Dossiers d’Archeologie Du Musee National D’histore et l’Art VI, Luxembourg, 1999
(Vorsicht mit der Datierung der Spätlatènegräber in dieser Publikation - die ist ein wenig “eigenwillig”)
Grüße
Bärbel
[Autorin: Bärbel Hammes ]