LWL-Pressestelle

Von: “LWL-Pressestelle”

Datum: 01.06.2006, 11:24AUSSTELLUNG

Versteinerte Schätze Westfalens
Fossilien aus 450 Millionen Jahren im LWL-Museum für Naturkunde

Ab dem 2. Juni präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
in seinem Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster 500 versteinerte
Schätze auf über 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Zahlreiche
Versteinerungen lagern in den Magazinen des LWL-Naturkundemuseums
und wurden bisher noch nie öffentlich ausgestellt. Die neue Ausstellung
zeigt die Überreste tierischen und pflanzlichen Lebens aus 450 Millionen
Jahren Erdgeschichte.

Seit 1980 können in Nordrhein-Westfalen nach dem Denkmalschutzgesetz
Fossilien als Bodendenkmäler geschützt werden. Die LWL-Forscher konnten
viele Funde bei Ausgrabungen in allen Teilen Westfalen-Lippes vor der
Zerstörung retten. Die Versteinerungen geben eine Übersicht über die
Entwicklung der Landschaft Westfalens und des Lebens in der Region.

Zu den Exponaten der Sonderausstellung “verSTEINerte SCHÄTZE
Westfalens” gehören zum Beispiel die jüngsten Dinosaurier-Funde aus
Westfalen (Kreis Minden-Lübbecke und Märkischer Kreis) und die weltweit
einzigartigen Insekten-Funde aus Hagen-Vorhalle, die als die ältesten Flug-
insekten der Welt gelten. Internationales Aufsehen erregte etwa Namurotypus
sippeli. Mit 32 Zentimetern Flügelspannweite ist sie die größte Libelle des
Namur (vor zirka 319 Millionen Jahren).

Bei vielen Urnetzflüglern, wie etwa den Lithomantis varius, hat sich die
Farbfleckung der Flügel erhalten. Sie gehörten zu den Urnetzflüglern und
konnten, im Gegensatz zu den meisten heute lebenden Insekten, die Flügel
nicht auf den Hinterleib zusammenlegen.

Aus dem Steinkohlebergwerk in Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) zeigt das
LWL-Museum Platten des Tausendfüßers Arthropleura, des größten
Gliederfüßers der Erdgeschichte. Diese Tiere konnten eine Länge von über
zwei Metern erreichen. Pfeilschwanzkrebse, deren Nachfahren heute nur
noch an der Atlantikküste Nordamerikas und an den Küsten Südostasiens
vorkommen, lebten vor rund 310 Millionen Jahren auch in Ibbenbüren.

Auf einer Halde des Steinkohlebergwerks Auguste-Viktoria/Blumenthal in
Marl-Sinsen (Kreis Recklinghausen) wurde ein Fragment eines Tausendfüßer
gefunden. Auch dieses Fragment wird in der neuen Sonderausstellung zu
sehen sein. Vertreter dieser Tiergruppe gehören im deutschen Karbon zu
den großen Seltenheiten. Lediglich fünf Exemplare wurden bisher in den
letzten 150 Jahren gefunden, davon zwei in Hagen-Vorhalle und das jüngste
Exemplar in Marl-Sinsen. Dieser Tausendfüßer gehört zu der im Erdaltertum
ausgestorbenen Gruppe der Archipolypoda, deren Kennzeichen Stacheln
auf der Körperoberfläche sind. Aufgrund der langen Stacheln war diesen
Tausendfüßern ein Leben im Boden nicht möglich. Diese Tiere haben vielmehr
auf dem Boden oder kletternd an Pflanzen gelebt.

In einem Massenkalksteinbruch in Warstein (Kreis Soest) entdeckten 1999
Forscher eine fossilführende Spaltenfüllung und bargen die Funde mit einem
Hubwagen aus der 14 Meter hohen Steilwand. Zu den herausragenden Funden
zählen Knochen von Höhlenlöwen und Nashorn. Bereits im Foyer des LWL-
Museums finden die Besucher den größten Riesenammoniten (Kopffüßer) der
Welt. Dieser versteinerte Kopffüßer hat einen Durchmesser von 1,80 Meter,
wiegt zirka 3,5 Tonnen und wurde zum Wahrzeichen des Museums. Abgüße
des Riesenammoniten sind in fast allen großen Naturkundemuseen der Welt zu
sehen. Der Ammonit aus einem Steinbruch bei Seppenrade im südlichen Münster-
land ist bereits seit 1895 im Eigentum des Museums.

Eine über sechs Quadratmeter große Platte mit versteinerten Seelilien aus Bad
Driburg (Kreis Höxter) zählt zu den Besonderheiten der neuen Ausstellung.
Seelilien sind keine Pflanzen sondern Tiere und gehören zu den Stachelhäutern.
Sie sind Verwandte der Seeigel und Seesterne.

Die größten Objekte der Ausstellung sind die 6,5 Meter große Rekonstruktion
eines Allosaurus-Dinosauriers und eine über neun Quadratmeter große
Gesteinsplatte mit Belemniten, die in Westerkappeln-Velpe (Kreis Steinfurt)
geborgen wurde. Belemniten sind genau wie Ammoniten ebenfalls Kopffüßer
und somit Verwandte der Tintenfische. Erhalten sind die keilförmigen Rostren
der Belemniten, eine Art Innenskelett. Die gezeigten Exemplare stammen aus
der Jura-Zeit.

Die kleinsten Objekte der Ausstellung sind auch die ältesten Fossilien Westfalens.
Die Trilobiten (Dreilapperkrebse, Gliederfüßer) stammen aus dem Ordovizium
des Sauerlandes und sind über 440 Millionen Jahre alt.

Bei einem Gang durch die Erdgeschichte - vom Ältesten zum Jüngsten, vom
Erdaltertum bis zur Erdneuzeit - ergänzen Rekonstruktionen von ausgestorbenen
Tieren und Abbildungen von Lebensräumen in der erdgeschichtlichen Vergangen-
heit die Sonderausstellung.

Zur Sonderausstellung wird eine Führung für Erwachsene sowie museums-
pädagogische Programme für alle Altersgruppen, vom Kindergarten bis zur
Jahrgangsstufe 13, angeboten.

INFO

Die Ausstellung läuft vom 02.06.2006 bis zum 01.07.2007 im

Westfälischen Museum für Naturkunde
Sentruper Str. 285
48161 Münster

Informationen zur Ausstellung, Führung und Museumspädagogik unter
Telefon (0251) 591-05.

Das Begleitbuch (132 Seiten) zur Ausstellung kostet 14,80 Euro.

Das Museum ist dienstags bis sonntags von
9 bis 18 Uhr geöffnet.
Eintritt: Kinder/Jugendliche 2,00 Euro,
Erwachsene 3,50 Euro, Familientageskarte 8,00 Euro.
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