LWL Newsletter: Lebenserwartung im Mittelalter
Von: “Pressestelle der Uni Münster”
AKTUELL
Menschen im Mittelalter
Neu an der WWU Münster: Prof. Dr. Eva Stauch
Entgegen der landläufigen Meinung sind im Mittelalter einige
Menschen alt geworden, erlebten sogar ihr 70. Lebensjahr. Besonders
ältere Frauen waren innerhalb der Familien und Dorfgemeinschaften
sehr angesehen. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Eva Stauch, die neu an
das Historische Seminar, Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche
Archäologie, der WWU Münster berufen worden ist. In einem ihrer
Schwerpunktgebiete, der Sozialgeschichte, geht sie diesem Thema auf
den Grund - im wahrsten Sinne. Da es kaum Schriftquellen gibt, dienen
archäologische Quellen, wie Grabbeigaben, als Forschungsmaterial.
Wohlhabenden Menschen wurden Waffen oder Speisen mit in die Gräber
gelegt, damit sie, wie Prof. Stauch erklärt, "für ihre letzte
Reise gewappnet waren". Frauen trugen dabei Fibeln, eine Art
prunkvolle Gewandbroschen, welche ihre Kleidung zuhielten, denn
Knöpfe oder gar Reißverschlüsse gab es damals noch nicht.
Außerdem steht die Migrations- und Akkulturationsforschung im
Mittelpunkt ihrer Arbeit, ganz konkret die Einwanderung der
Angelsachsen nach Mitteleuropa im 6 Jahrhundert. Sie untersucht, wie
sich Kulturen anzugleichen versuchen. Neben der Kulturanthropologie
ist die Chronologie ein weiterer Forschungsschwerpunkt. Die
Wissenschaftlerin meint lächelnd: "Das Thema ist bei manchen
Kollegen nicht so beliebt. Aber ich persönlich mag es gern, um die
Bodenfunde zeitlich genau zuordnen zu können."Die 44-Jährige hat
in Würzburg und Wien studiert und in Marburg ihr
Habilitationsprojekt über alte Menschen im Mittelalter absolviert.
"Danach hat Münster mich gerufen und ich fühle mich hier sofort
heimisch", erklärt Prof. Stauch. Wie Würzburg liege in Münster
die gesamte City innerhalb eines Walls und besitze viele Gebäude aus
der Wiederaufbauzeit der Fünfziger Jahre. In Münster möchte die
neue Professorin vor allem "gute Lehre machen und viele junge
Westfalen zu Archäologen ausbilden". Nach ihren Ausstellungen über
ausgegrabenes Spielzeug aus Römerzeit und Mittelalter in den
Städtischen Museen Heilbronn hat Prof. Stauch auch in Münster
große Lust, gemeinsam mit Studierenden eine große Ausstellung zu
planen und durchzuführen, zumal diese Arbeit ein wichtiges
Berufsfeld für künftige Archäologen darstelle.
Prof. Dr. Eva Stauch ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft
frühgeschichtliche Archäologie Mannheim und im
Mediävistenverband e.V. In ihrer Freizeit liest sie gerne englische
und skandinavische Romane aus dem 19. und frühen 20.Jahrhundert,
aber auch mal einen William Faulkner zwischendurch.
INFO
Link: Prof. Dr. Eva Stauch
(http://www.uni-muenster.de/UrFruehGeschichte/publstauch.htm)
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