Tagung - Behinderte, Kranke, Versehrte im Mittelalter
“Homo debilis: Behinderte - Kranke - Versehrte in der Gesellschaft des Mittelalters”: Eine interdisziplinäre Tagung vom 26. - 29. September 2007 in Bremen
Akzeptierten die Menschen im Mittelalter die Herrschaft eines kranken Königs? Was sagen Skelettreste über die Pflege und den Umgang mit behinderten und kranken Menschen zur damaligen Zeit aus? Wurden pflegebedürftige und arbeitsunfähige Angehörige in Klöster oder Spitäler “abgeschoben” oder von der Familie umsorgt? Fragen wie diese führen über 30 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen vom 26. - 29. September 2007 in der Universität Bremen zusammen, um auf der Tagung ein bisher von der Forschung weitgehend unberücksichtigtes Thema aufzuarbeiten.
In der Öffentlichkeit und unter Fachleuten herrscht immer noch die Meinung vor, im Mittelalter habe es im Wesentlichen nur zwei gegensätzliche Verhaltensweisen gegenüber Behinderten gegeben: caritative Zuwendung einerseits und mitleidlose Zurückweisung bis hin zur Tötung andererseits. Im Gegensatz dazu steht im Blickfeld dieser von Professor Cordula Nolte vom Institut für Geschichtswissenschaft im Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Bremen organisierten Veranstaltung der vielfältige Umgang mit körperlich, geistig oder psychisch beeinträchtigten, pflege- und hilfsbedürftigen Menschen sowie deren Lebensbewältigung. Zu den Vortragenden der interdisziplinär ausgerichteten Tagung gehören Vertreter der Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Medizingeschichte, Archäologie, Theologie, Literaturwissenschaft und Anthropologie. Die Tagung schließt thematisch an das Forschungsprojekt “Behinderte und chronisch Kranke im Frühmittelalter - zwischen Sozialfürsorge und Ausgrenzung” unter der Leitung von Cordula Nolte an, das anhand schriftlicher, archäologischer und anthropologischer Quellen die Lebenssituation körperlich und geistig beeinträchtigter Menschen untersucht. Das Projekt will in Erfahrung bringen, ob und wie Behinderte ihr Leben gestalten konnten, wie ihr Umfeld auf sie reagierte und wie sie ins Arbeits- und Sozialleben eingebunden waren.
Quelle: Archäologie Online