Kopfbedeckungen, Hüte und Hauben


Insbesondere aus den Keramikfigürchen (Idolen) der Bandkeramik läßt sich die Kleidung und Kopfbedeckung der Frauen und Männer gut rekonstruieren:

„Frauen der Bandkeramik trugen das mit Hämatit rot gefärbte und mit Fett gefestigte Haar in üppigen Locken (Abb. 213), sei es als runde Turmfrisur oder als rückwärtiges Haarnest. Bei Letzterem drückte ein bogenförmiger (Holz-?)Reif die Haare aus der Stirn nach hinten, wo sie den Hinterkopf locker umgaben oder sich in mehreren waagerechten Reihen zu einer breiten, brettförmigen Schaufront auftürmten. Ältere Frauen schmückten und stützten ihren weit nach hinten ausladenden Schopf durch eine Haube aus Bändern oder aus einem Stoff, den Hunderte von Schnecken verzierten. Außerdem gab es einfache, knapp anliegende Lockenfrisuren oder Haarsträhnen, ebenso wie einen zum Haarkranz gedrehten Zopf, der auf dem Kopf lag. Als Kopfbedeckung trugen Frauen und Männer runde, flache Kappen, Hingegen war der flache, dreieckige Hut, eine Art Dreispitz, den Männern vorbehalten. Das kurze Haar der Männer lag seitlich und nach hinten am Kopf an; Bärte sind nicht dargestellt, die Männer rasierten sich folglich das Gesicht.“
Jens Lüning, Grundlagen seßhaften Lebens. In: Uta von Freeden / Siegmar von Schnurbein (Hrsg.), Spuren der Jahrtausende. Archäologie und Geschichte in Deutschland (Stuttgart 2002) 110-139.

Ein früher Hut des Jungneolithikums (Horgener Kultur):

Helmut Schlichtherle,
Pfahlbauten: die frühe Besiedlung des Alpenvorlandes. In: Siedlungen der Steinzeit. Haus, Festung und Kult. Spektrum der Wissenschaft: Verständliche Forschung (Heidelberg 1989) 140-153.

S. 150 Bild 9:
Kegelförmige Geflechte mit Vliesbedeckung (links oben), wie das aus Hornstaad-Hörnle, wurden vermutlich als Hüte getragen. Der Saum ist, wie die Nachbildung daneben zeigt, sorgfältig geflochten; die Außenseite der Haube wirkt durch freihängende Bastenden wie lang und dicht behaart. Kopfbedeckungen dieser Art waren bis mindestens 3200 vor Christus im Bereich der nordalpinen Pfahlbausiedlungen verbreitet.

Hüte zeigen auch die eisenzeitlichen Steinstelen wie z.B. der Krieger von Hirschlanden. Der “Fürst” von Hochdorf trug solch einen verzierten Birkenrindenhut.
http://www.keltenmuseum.de/dt/funde/hut.html

Vergleichbare Funde von Birkenrindenhüten liegen nun auch vom Dürrnberg bei Hallein vor:
http://www.keltenmuseum.at/xml/neuigkeitoefddetail.xml?pk_neuigkeitoefd=5456

“Zuunterst dürfte das Fragment eines durch Eisenoxyd getränkten Hutes aus Birkenrinde liegen, dessen gestempelte Randverzierung nahezu identisch ist mit zwei Vergleichsstücken, die im Jahre 2000 auf dem benachbarten “Hallersbichl” entdeckt wurden (Grab 351 u. 352). Die spitzkonischen (?) Hüte stammen dort aus zwei Gräbern, welche zur Gänze von einer Abraumhalde des prähistorischen Salzbergbaues überprägt waren. Der Berglaist (ausgelaugte Salztone) hatte erfreulicherweise für die vorzügliche Konservierung der Organik gesorgt.”

Der Artikel wurde von Roman Grabolle im ehemaligen Porta Praehistorica Forum gepostet