Von: “Pressestelle Uni Münster”
Datum: 11.05.2006, 09:07AKTUELL
Münstersche Archäologen erforschen die antike Königsstadt
Lysimacheia
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert neues Projekt
Der Siedlungshügel von Lysimacheia in der heutigen Türkei hat
seine Geheimnisse bewahrt. Obwohl Bedeutung, Größe, Gründung und
Zerstörung der antiken Königsstadt seit langem bekannt sind, hat
es an diesem Ort bis heute keine archäologische Forschung gegeben.
Ein Archäologenteam der Universität Münster, das Lysimacheia ab
August intensiv untersuchen will, betritt also völliges Neuland.
Die Archäologen Prof. Dr. Dieter Salzmann, Dr. Achim Lichtenberger
und Dr. H.-Helge Nieswandt vom Institut für Klassische Archäologie
und Frühchristliche Archäologie/Archäologisches Museum der
Universität Münster untersuchen in Kooperation mit Prof. Dr.
Mustafa Sayar von der Universität Istanbul die antike Stadt
Lysimacheia. Ihr interdisziplinäres Forschungsteam setzt sich aus
Klassischen Archäologen, Althistorikern, Epigraphikern,
Numismatikern, Bauforschern, Architekten, Geodäten und Geophysikern
zusammen. Gefördert wird das auf mehrere Jahre angelegte Projekt von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Die auf der Gallipoli-Halbinsel an der Schnittstelle von Europa und
Asien gelegene Residenzstadt Lysimacheia wurde 309 v. Chr. von einem
Nachfolger Alexanders des Großen, dem Diadochen Lysimachos, als
Zentrale seines ambitionierten Reichs neu gegründet. In der
Folgezeit wuchs Lysimacheia, stand aber auch im Brennpunkt
rivalisierender Großmächte. Daraus ergaben sich Eroberungen,
Verwüstungen und ein erneuter Wiederaufbau der prächtigen Stadt.
Die schwere Zerstörung im Jahr 144 v. Chr. durch die Thraker
führte dann zu ihrer endgültigen Aufgabe.
Obwohl die Bedeutung und Größe von Lysimacheia in antiken
Schriftzeugnissen immer wieder hervorgehoben wurde, hat es an diesem
Ort bis heute keine archäologische Forschung gegeben. Da die Stadt
durch das Gründungs- und Zerstörungsdatum fest datiert - ein
einmaliger Glücksfall - und ihr Territorium zudem weitgehend ohne
Bebauung ist, eignet sie sich hervorragend, um urbane Strukturen einer
neu gegründeten Königsmetropole zu untersuchen: Wie wurde die
Stadt geplant? Wie sah das Straßennetz aus? Wo lagen die
Heiligtümer, der Königspalast und die Stadtmauern? Wie
funktionierte die sozioökonomische Infrastruktur? Was sagen die
Wohngebiete über die soziale Differenzierung der Bevölkerung aus?
Um diese Fragen zu klären, werden die Wissenschaftler im August
dieses Jahres mit einer archäologischen Oberflächenanalyse das
Stadtgebiet von Lysimacheia untersuchen. Im Herbst soll die Stadt
zudem mit Flugbildern aufgenommen werden. 2007 sind eine
Oberflächenuntersuchung im Umland der Zentralsiedlung,
zerstörungsfreie geophysikalische Untersuchungen und eine Ausweitung
der naturwissenschaftlichen Analysen geplant.
INFO
Link: Institut für Klassische Archäologie der Universität
Münster
(http://www.uni-muenster.de/Archaeologie/)
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